Am 25. März 2003
um vierzehn Uhr fünfundzwanzig wurde Polizeileutnant Ulusalu aus den Bergdorf
Wawotobi im Südosten der indonesischen Insel Sulawesi Zeuge einer rätselhaften
Himmelserscheinung. Während er auf einen stählernen Aussichtsturm stand, um über
den ausdehnten, schwer zugänglichen Wäldern dieser Gegend nach Waldbränden Ausschau
zu halten wie es seine Aufgabe war, entdeckte er in großer Höhe und einiger
Entfernung einen riesigen brennenden Gegenstand, der aus dem Weltall kommend
mit einem seltsam vibrierenden Pfeifen waagerecht durch den wolkenlos
gleißenden Himmel herabstürzte. Dieser Gegenstand ließ sich mit nichts
vergleichen, was Ulusalu jemals gesehen hatte. Weder erinnerte ihn das, was er
sah, an ein Flugzeug, noch an eine Rakete, sei es zu militärischen oder wissenschaftlichen
Zwecke. Ulusalu interessierte sich seit seiner Ausbildungszeit in den frühen
Siebzigern an der Polizeischule von Makassar sowohl für Militärisches, als auch
für Weltraumforschung, deshalb war er sich absolut sicher. Was er sah, erinnerte
ihn exakt an - einen monumentalen brennenden Bleistift. Das herabstürzende Objekt
hatte nach seinen Schätzungen ein Ausmaß von dreißig bis fünfzig Metern. Es
explodierte in der gesamten Zeit seiner Beobachtung nicht, sondern brannte nur
lichterloh, und das ohrenbetäubende Pfeifen, das den Absturz begleitete, mußte
seiner Meinung nach im Umkreis von -zig Kilometern zu hören sein. Diese Angaben
wurden später von verschiedenen Seiten bestätigt.
Nach etwa vier Minuten freien Falls stürzte
das Objekt mit einem gigantischen Knall ins ozeanische Grün der
Urwälder von Sulawesi. Ulusalu schätze, dass sich die Absturzstelle etwa 50
Kilometer von seinem Aussichtsturm entfernt befand, und zwar in Richtung des
Gunung Wani, wo es dichte undurchdringliche, von steilen Schluchten durchzogene
Wälder voller Tapirpfade und nicht eine einzige Straße gibt. Das Krachen des einschlagenden
Riesenobjektes war noch in 60 Kilometer Entfernung zu hören, dies gaben später
auch verschiedene andere Zeugen zu Protokoll. Ulusalu schrieb keinen Bericht, denn er war
wie viele Polizisten dieser Region Analphabet. Seine Aussagen kamen rund zehn
Tage später bei einer Befragung durch seine Vorgesetzten zustande, bei der er
bereitwillig Auskunft gab, es existiert darüber ein offizielles, den oberen Lokalbehörden
zugängliches Protokoll. Daraufhin wurde in Zusammenarbeit der
verschiedenen zuständigen Behörden eine breit angelegte Suchaktion nach dem
Objekt organisiert, blieb aber trotz Einsatz aller technisch verfügbaren
Hilfsmittel ergebnislos. Polizeileutnant Ulusalu gilt seit dem Wochenende nach
seiner Befragung als verschollen, weder seine Frau, noch seine weitläufige
Verwandtschaft in Wawotobi können irgendwelche sachdienlichen Hinweise zu
seinem Verbleib geben. Angeblich sei er morgens wie immer mit seinem Moped zum
Polizeistützpunkt in Richtung Kolaka gefahren, dort aber nie angekommen. Ulusalus
ältester Sohn Tombe gilt seither ebenfalls als vermisst, nachdem er sich in
Ermangelung gleichgesinnter Gefährten alleine auf die Suche nach seinem
verschollenen Vater in die undurchdringlichen Wälder um den Gungung Wani
begeben hat.
Das Moped Ulusalus wurde mehrere Wochen
später zufällig von illegalen Holzfällern unversehrt und weit ab jeglicher
Straßen mitten im Urwald der Region Munai gefunden. Es war noch
funktionstüchtig und der Tank war halbvoll, deswegen meldeten sie den Fund
nicht und behielten das Fahrzeug.
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