Dass
ausgerechnet die Sprache es sei, die den Menschen allein zum Mensch werden ließe,
ist eine der seltsamsten Behauptungen, die mir je untergekommen sind. Auch wenn
ich diesen Unfug umso öfter zu hören bekomme, je höher das Bedeutungsniveau zu
sein meint, mit dem jemand darüber zu sprechen glaubt, was den Menschen zum
Menschen mache. Jeder harmlose Taubstumme wäre dieser frommen Annahme zufolge zur
ewigen Existenz als bewusstlose Bestie verdammt! Und ausgerechnet jene Seelenzustände,
die mir die liebsten sind, jedes filigran glosende Dämmern an den Rändern des
Schlafes, jedes ozeanisch wortlose Treiben zwischen Schatten und tanzenden
Sonnenflecken im unendlich freundlichen Vorraum der präzis-kühlen Wortwelt,
wären verachtenswert unmenschliche Regungen, die mit meinem Dasein als hoch
entwickeltes, schätzenswertes Wesen von Geist und Verstand nichts oder nur
verachtenswert Niederes zu tun hätten. Selbstverständlich gibt es ein Bewusstsein auch ohne Sprache. Und meine Welt, verehrter Herr Wittgenstein, und mein Wissen von ihr, sind bedeutend größer und weiter als jede Sprache. Mein halbes Leben verbringe ich damit, Worte zu finden für alles, was ich sehe, empfinde, erfahre und weiß. Die Überzeugung, dass eine parlamentarische
Durchführungsbestimmung einen höheren Grad an Bewusstsein und Kultur aufweisen soll als das
Lied einer Amsel, ist eine erstaunliche These.
Dass beispielsweise der postmoderne Glaskasten des Berliner Hauptbahnhofes höherwertiger sei als ein afrikanischer Termitenbau oder die fröhlich im Wind schaukelnde Hütte eines Webervogels entspricht eher der unreflektierten Weltsicht eines Dreijährigen, der voraussetzt, dass die ganze Welt nur um seinetwillen geschaffen sei. Erstaunlich, an was für Theorien sich die Leute sich klammern müssen, um sich als etwas Besonderes, Höheres fühlen zu können und sich aus der Welt tierischer Existenz, der wir alle unzweifelhaft zu neunundneunzig Prozent angehören, zumindest mit begrifflichem Stacheldraht irgendwie zu separieren. Und das eine Prozent, das uns zu einer ganz eigenen Tierart, also zu sich für etwas ganz Anderes, quasi Außerweltliches haltende Menschen macht, ist ganz gewiss nicht die Fähigkeit zum komplexen Informationsaustausch durch Schallwellen oder grafische Zeichen (denn das können Termiten mit Duftbotschaften und Webervögeln mit einem Tanz oder ihrer Federfärbung auch und teilweise bedeutend effektiver und erfolgreicher).
Dass beispielsweise der postmoderne Glaskasten des Berliner Hauptbahnhofes höherwertiger sei als ein afrikanischer Termitenbau oder die fröhlich im Wind schaukelnde Hütte eines Webervogels entspricht eher der unreflektierten Weltsicht eines Dreijährigen, der voraussetzt, dass die ganze Welt nur um seinetwillen geschaffen sei. Erstaunlich, an was für Theorien sich die Leute sich klammern müssen, um sich als etwas Besonderes, Höheres fühlen zu können und sich aus der Welt tierischer Existenz, der wir alle unzweifelhaft zu neunundneunzig Prozent angehören, zumindest mit begrifflichem Stacheldraht irgendwie zu separieren. Und das eine Prozent, das uns zu einer ganz eigenen Tierart, also zu sich für etwas ganz Anderes, quasi Außerweltliches haltende Menschen macht, ist ganz gewiss nicht die Fähigkeit zum komplexen Informationsaustausch durch Schallwellen oder grafische Zeichen (denn das können Termiten mit Duftbotschaften und Webervögeln mit einem Tanz oder ihrer Federfärbung auch und teilweise bedeutend effektiver und erfolgreicher).
Wozu also dieser wortreiche existenzielle
Rassismus der so genannten Geisteswissenschaften? Was kann schlecht daran sein,
gleichberechtigt und untrennbar von all den anderen wunderbaren Arten jener organischen
Welt des Lebens anzugehören, in der die Fähigkeiten, mit dem Mund Laute mit
artgerechtem Informationsgehalt und angemessener Frequenz zu formen oder mit
der Hand Hauptbahnhöfe zu konstruieren, eben nur einen Weg unter vielen
anderen, ebenso guten und erstaunlichen, sind. Das vermeintlich königliche Ende
der Nahrungskette waren vom Anbeginn des Lebens an die Bakterien. Und sie
werden es auch am Ende sein, die das letzte Wort haben, wenn auch in einer
anderen Grammatik als der, die uns zu so etwas vermeintlich überirdisch Einmaligem macht.
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