Sonntag, 11. November 2012

Brasilienblog (7 - Mitternachtsanbahnung)


… von Samstag, 10. November auf Sonntag, 11. November …

Den früheren Samstagabend verbringen wir um einen Kneipentisch auf der Straße gegenüber unserem Hotel, während die wildbunte Nachbarschaft im überfüllten Inneren des Ladens stundenlang ausgelassen zur Livemusik tanzt. Die Literaturmädels plappern herum und zwitschern Caipirinhas (die hierzulande dank des Cachaca-Schnapses eine ganz andere Kraft und ein fremderes Aroma entwickeln); wir Männers trinken Bier dazu und machen ab und zu halbwegs witzige Bemerkungen (um die Wette?). Gegen 23 Uhr sind wir alle schon recht guter Laune, da packt uns Betreuerin Sabrine noch einmal in den Van und ab geht es nach  Mangueira in den Club einer Sambaschule. Es geht zu einer öffentlichen Probe des Sambaclubs, jeder kann kommen, aber normalerweise sind dort nur Einheimische, also Unterstützer bzw. Mitglieder, die zu dem Viertel des Sambavereins gehören. In einer dunklen, müllübersäten Straße mit hässlichen Betonflachbauten steigen wir aus und müssen zwischen den strömenden, lauten Menschenmassen dieser Gegend erst einmal eine Weile zwischen irgendwelchen Metallgeländern eingepfercht vor der Tür auf Einlass warten. Irgendwann bekommen wir alle ein hellblaues Bändchen ans Handgelenk und dürfen hinein. Gratis natürlich, ist ja bloß Probe.
Uns erwartet eine riesige weitläufige Betonhalle mit boxringartiger Bühne in der Mitte, auf der in den halbleeren Saal hinein bereits eine Sambaband mit aller Kraft ohrenbetäubende Tanzmusik zum Besten gibt. Der Widerhall von den Betonwänden ist enorm und versetzt uns nach wenigen Sekunden schon in eine Art Geräuschtrance. Wände und Saalzubehör sind mit riesigen Stoffbahnen in Rosa und Hellgrün verkleidet. Außer etlichen blauen Plastiktischen mit ebensolchen Stühlen ist nicht viel vorhanden. Uns führt man über eine Treppe neben einem verglasten Laden voller rosagrüner Klamotten auf eine seitliche Empore, von der aus wir auf die komplett rosagrün bespannte Stirnseite beschauen und die gesamte Halle gut überblicken können. Einer der umherstreuenden Hallenkellner (Shirtaufdruck „Garcom“) bringt uns ungefragt einen Eimer voller Eisbruch, unter dem Dosen des leichten und süffigen Antarktika-Biers gekühlt werden. Wir trinken und wippen zu dem ohrenbetäubenden Elektrosamba von der Boxbühne in der Mitte – und sind skeptisch, wo wir hier gelandet sind und was uns erwartet (man hat ja schon mal diese hochbeinigen Sambatänzerinnen gesehen und allerlei von diesen Clubs gehört, oder?). Als es Mitternacht wird, füllt sich der Saal unter uns plötzlich relativ rasch. 

Aber dann...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen